3D-Druck & Reparatur

In einem Projekt aus unserem Netzwerk beschäftigten sich Anika Paape und Astrid Lorenzen vom SUSTAINABLE DESIGN CENTER e.V. 18 Monate mit den Potenzialen des 3D-Drucks, um Ersatzteile in Eigenregie herzustellen.

Reparatur stärken – Potenziale des 3D-Drucks zur Ersatzteilbeschaffung nutzen

Schnell und in Gedanken ganz woanders drücken wir den Schalter. Doch statt, wie tausende Male zuvor, den Toaster zu starten, das Licht anzumachen oder den Wasserkocher anzustellen – bricht der Schalter ab. Und obwohl das Gerät eigentlich noch vollkommen in Ordnung ist, können wir es nicht mehr bedienen. Ein 35 Cent Artikel ist häufig verantwortlich für die Entsorgung eines an sich voll funktionsfähigen Geräts. Denn die Reparatur ist zu teuer und das Ersatzteil – wenn überhaupt – nur schwer zu beziehen.

Ziel des Projektes war es, Menschen mit 3D-Druck Know-How aus Makerspaces und Fab Labs mit Initiatoren von Repair Cafés und Reparaturbetrieben zusammenzubringen. So konnten in der Zusammenarbeit Hürden und Best Practices identifiziert und Maßnahmen erarbeitet werden, die die Potenziale des 3D-Drucks für die eigene Ersatzteilproduktion stärken. So soll ein Beitrag zur Wieder- und Weiterverwendung von Geräten und zur Schonung von Ressourcen geleistet werden, die ansonsten für die Produktion neuer Geräte benötigt würden.

Denn der Berg weggeworfener Haushaltsgeräte wächst stetig. Und das vor allem auch, weil für viele Geräte einfach keine passenden Ersatzteile zur Verfügung stehen oder nur schwer zugänglich sind. Mit 3D-Druckern ist es möglich, auf einfache Weise simple Ersatzteile zu erschwinglichen Preisen herzustellen und in ansonsten noch funktionsfähige Altgeräte einzubauen.

Maßnahmen und Materialien

Im Zuge des Projektes sind einige Materialien entstanden, die open source allen Interessierten zur Verfügung stehen. So wurde unter anderem eine Broschüre »Leitfaden für die 3D-Reparatur« für den Einsatz 3D-gedruckter Ersatzteile entwickelt. Sie erleichtert den Einstieg in die Thematik 3D-Druck, gibt einen Überblick über Ersatzteile, bei denen eine 3D-Reparatur sinnvoll ist, woher sich die 3D-Dateien beziehen lassen und wo schlussendlich überall 3D-gedruckt werden kann. Außerdem gibt es Tipps zu Kooperationen mit Akteur*innen aus dem Umfeld 3D-Druck und Reparatur-Initiativen und generell dazu Einstiegshürden zu reduzieren.

Für all jene, die die Thematik gern in ihren eigenen Reihen angehen wollen, wurde ein Workshopkonzept entwickelt, das samt Präsentation und Moderationskarten als Komplettpaket zur Verfügung steht. Es bietet einen übersichtlichen Einstieg in das 3D-Drucken von Ersatzteilen und soll dabei helfen, sich das Thema gemeinsam mit Gleichgesinnten und Interessierten in einem etwa 5-stündigen Workshop zu erarbeiten.

Workshop Präsentation, Auszug

Alle während des Projektes entstandene Materialen können hier herunter geladen werden:
3d-reparieren.de/materialien-und-downloads/

Realitätstest

Aufgrund günstiger personeller Überschneidungen konnten wir beim Repair Café im BüzE am 5. Dezember 2018 bei einem 3D-Druck-Spezial einmal testen, in wiefern sich innerhalb eines Repair Café Termins tatsächlich 3D-gedruckte Ersatzteile herstellen lassen.
Dafür bekamen wir tatkräftige Unterstützung von Felix aus der dingfabrik, der zusammen mit einem Freund samt 3D-Druckern und Computern vorbei kam. Die beiden waren sehr fit im 3D-Konstruieren und 3D-Drucken, so dass innerhalb weniger Stunden mehrere Geräte durch 3D-gedruckte Ersatzteile reparierte werden konnten.

Clip für eine Fahrradtasche: der Clip wurde leicht vereinfacht konsturiert und erfüllt dennoch seinen Zweck
Wandhalterung für einen Wäscheständer, der sogar etwas Stabiler als das Original produziert werden konnte.
Achshalterung für ein Tonbandgerät aus den 70ern. Ohne dieses kleine Teil, das so nicht mehr zu bekommen ist, spiel es nicht.
Stativklemmen für eine 50 Jahre altes Velbon Stativ. Jetzt funktioniert der Anschlag wieder.

Autor*in

Anika Paape

Anika studierte Industriedesign an der Kieler Muthesius Kunsthochschule. Mit dem Schwerpunkt auf nachhaltiger Konzeption und Produktgestaltung kam die Erkenntnis, dass man als Produktgestalter*in häufiger Teil des Problems als Teil der Lösung ist und damit die Hindwendung zu konzeptionelleren Projekten. Hierbei liegt ihr Schwerpunkt derzeit im Bereich „Reparatur und 3D-Druck“: Wie können Reparateur*innen im privaten Rahmen oder in Repair Cafés noch mehr Selbstermächtigung erlangen und ihre Ersatzteile schlichtweg selbst 3D-ducken? Außerdem interessiert sie sich als selbsternannte Tüftlerin für offene Werkstätten, ist in der Makerszene aktiv und Mitinitiatorin des Repair Cafés im BüzE.

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