In Dialog treten

Ideen reifen am besten durch den Austausch mit Freund*innen, Mitstreiter*innen und Kolleg*innen. Das gemeinsame Bewusstsein für nachhaltiges Handeln hilft dabei, sich zu engagieren.

Gemeinschaftliche Aktivitäten von Designer*innen, Künstler*innen und Aktivist*innen können nur dann erfolgreich sein, wenn sie von weiteren Teilen der Gesellschaft wahrgenommen, verstanden und bestenfalls aktiv begleitet werden. Aber wie werden Sinn und Freude bei der Auseinandersetzung mit Themen wie Nachhaltigkeit und globaler Ungerechtigkeit vermittelt? Durch Spaß am eigenen Handeln und an der Gemeinschaft.

Solidarität ist beispielsweise eine der von Marcel Hunecke definierten sechs psychischen Ressourcen für Nachhaltigkeit. Einzeln betrachtet, aber vor allem im Miteinander mit den weiteren Ressourcen Genussfähigkeit, Achtsamkeit, Selbstakzeptanz, Selbstwirksamkeit und Sinnkonstruktion bilden sie eine wertvolle Grundlage für das eigene Handeln – hin zu einer für Mensch und Umwelt zukunftsfähigen Entwicklung.

Soziale Normen

Was kann Design aus der Umweltpsychologie lernen?

Design kann auf verschiedene Art und Weise Menschen dazu bringen, sich umweltfreundlicher zu verhalten. Es kann dazu beitragen, dass ökologische Handlungsoptionen überhaupt wahrgenommen werden, einfacher umzusetzen sind, mehr Freude bereiten und gegenüber anderen Handlungsoptionen bevorzugt werden. Um die intrinsische Handlungsmotivation von Menschen zu verändern, können Designer*innen sich das Phänomen zunutze machen, dass sich die meisten Menschen vom Mehrheitsverhalten beeinflussen lassen.

Soziale Normen

Das menschliche Verhalten wird von verschiedenen Normen beeinflusst. Mit der persönlichen Norm wird das Verhalten bezeichnet, das ich selber richtig finde. Die injunktive Norm bezieht sich auf meine Wahrnehmung, welches Verhalten andere von mir erwarten. Die soziale oder deskriptive Norm beschreibt das Verhalten, das ich bei anderen beobachte. Viele Menschen unterschätzen die Wirksamkeit der sozialen Norm.

Bei einer Untersuchung, warum Leute Energie sparen, kam Folgendes heraus: Obwohl die meisten Teilnehmenden glaubten, dass sie aus Umweltschutzgründen Energie sparen, orientierten sie sich doch tatsächlich am Verhalten der Mehrheit, an der sogenannten sozialen Norm.

Im Petrified Forest Nationalpark in Arizona trat das Problem auf, dass Besucher*innen das versteinerte Holz aus dem Park mitnahmen. Man experimentierte mit zwei verschiedenen Verbotsschildern. Das einfache Verbotsschild mit einer klaren Aufforderung führte dazu, dass die Besucher*innen tatsächlich weniger Holz mitnahmen.

Das Schild, welches beschrieb, dass Besucher*innen versteinertes Holz mitnehmen, sorgte wiederum dafür, dass noch mehr Menschen versteinertes Holz aus dem Park entnahmen. Wenn viele andere etwas machen, wird es zur sozialen Norm und man macht es nach. Für Designer*innen bedeutet dies, dass sie darauf achten sollten, welches Verhalten sie als das Mehrheitsverhalten wiedergeben, um nicht aus Versehen unerwünschte Normen zu vermitteln.

Bildung Verorten – Auja Ecocenter

Ein Ort zum Lernen

Ökologische Verhaltensweisen werden greifbar, wenn sie sich an außergewöhnlichen Erlebnisorten und in der tatsächlichen Umsetzung mit Hirn, Herz und Hand anschaulich erfahren lassen. Das Auja Eco Center nahe Jericho im Jordantal betreibt Umweltbildung für Palästinenser*innen und internationale Gäste, für Schulklassen, Studierende und  Anwohner*innen. In der von Wasserkonflikten geprägten Region leistet es Aufklärungsarbeit über umweltfreundliche Verhaltensweisen.

Wassersparende Maßnahmen

Auf dem Gelände werden Abwässer, abgesehen vom Toilettenwasser, in einer Pflanzenkläranlage gereinigt und zum Bewässern der Gemüsebeete verwendet. Außerdem werden mit gebrauchten Plastikflaschen Bewässerungssysteme angelegt. Der Erfolg dieser Maßnahmen hat sich mittlerweile herumgesprochen, so dass Anwohner*innen und Gemeinden vor Ort sich im Auja Eco Center kompetent beraten lassen.

Der Auja Eco Center wird von EcoPeace Middle East betrieben, einer israelisch-palästinensisch-jordanischen Umweltschutzorganisation. Mit Blick in die Zukunft hat die NGO einen Masterplan für die Rehabilitierung des Jordanflusses entwickelt, der durch die drei angrenzenden Länder umzusetzen wäre.

Der Jordan ist die Lebensader des Westjordanlandes. Doch Israel, Jordanien und Syrien greifen durch Staudämme gemeinsam rund 94 % des Wassers des Flusses ab. Zusätzlich werden israelische Siedlungen großzügig bewässert. Das ehemals fruchtbare Jordantal ist mittlerweile so trocken, dass viele palästinensische Bauern aufgeben mussten.

Autor*in

Lenka Petzold

Lenka Petzold ist als freiberufliche Designerin auf ökologisch und sozial ausgerichtete Projektarbeit fokussiert. Sie arbeitet in der Konzeption sowie in der Gestaltung, ist als Initiatorin mehrerer Projekte tätig und als Bildungsreferentin aktiv.

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